Das sorbische Wort Witaj heißt „Willkommen". Es ist zugleich der Name eines Projekts, das vom Sorbischen Schulverein getragen wird. Sein Ziel ist der Erhalt und die Pflege der sorbischen Sprache. Sorben lebten schon im 6. Jahrhundert in der Lausitz. Der sorbische Stamm der Lusizer gab der Region auch ihren Namen. Vom 10. Jahrhundert an drangen deutsche Stämme in das Gebiet vor, seitdem bilden die Sorben dort eine Minderheit. Heute leben noch 60.000 Sorben, gelegentlich auch als „Wenden" bezeichnet, in der Lausitz.
Witaj hat sich zum Ziel gesetzt, in Kinderkrippen, -tagesstätten oder -gruppen gleichzeitig das Erlernen der sorbischen und der deutschen Sprache zu vermitteln. Dabei wird die sogenannte Immersionsmethode angewandt. Dies bedeutet, dass die Kinder beide Sprachen als Muttersprachen erlernen. Sie „tauchen darin ein" und „erschließen sich die Sprache eigenmächtig Stück für Stück aus dem Zusammenhang und der Situation" (Pädagogik-News) und nicht etwa durch Vokabellernen oder Übersetzen. Mit der Immersion werden nachweislich auch kognitive Leistungsfähigkeit sowie kulturelle Toleranz gefördert.
Die Erhaltung der Nationalität der Sorben, der Kultur, Sprache und des Selbstbewusstseins dieses slawischen Volkes entspricht der Charta der Vereinten Nationen und den Bestimmungen des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland. Zugleich ist es ein humanitäres Anliegen, Eigenständigkeit und Vielfalt in der menschlichen Gesellschaft zu pflegen. Dementsprechend haben die Bundesländer Sachsen und Brandenburg auf deren Gebiet die Lausitz gelegen ist, Förderprogramme für ihre slawisch-stämmigen Bürger entwickelt. Zur Zeit nutzen mehr als 500 Kinder bzw. deren Eltern das Witaj-Angebot.
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Zeichnung von Petra Lefin