Hoyerswerda-Lese

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Hoyerswerda-Lese
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Die Liebe in Mythen und Sagen

Florian Russi

Broschüre, 24 Seiten
EUR 2,00

Liebesglück und Liebesleid beschäftigen die Menschen seit Jahrhunderten. Ihren Ausdruck fanden sie in zahlreichen Mythen und Legenden, vom frühen Altertum bis in die frühe Neuzeit.

"Von dem Namen und Erbauung der Stadt"

Salomon Gottlob Frentzel

"Die Stadt führet zwar nur eine Benennung; jedoch sind von dieser unterschiedliche Meinungen. Einige wollen, Graf Hoyer von Mannsfeld, der um das Jahr 1112 diese Gegend unter seiner Bothmäßigkeit gehabt, habe die Stadt erbauet und solche sey ihm zu Ehren hernach Hoyerswerda benennet worden; solches aber widerleget der Böhmische Scribent Bartholomäus PAprocius in seiner Bähmischen Historie L. II, C. 10, p. 135, wenn er schreibet: Es habe diesen Ort unter dem Kayer Heinrich der Bähmische Ober-Jägermeister Howoran (Hoboran) erbauet, nachdem er im Jahre 1003 seinen von den Wrßowsken an eine Eiche nackend gebundenen, und mit vielen Pfeilen durchschossenen Herrn, den Fürsten Jaromir, errettet, für welche sonderbare Treue der Howoran (Hoboran) von dem Kayser in den Frey-Herren-Stand erhoben und von der fatalen Eiche ihm der Beyname Duba, welches ein wendisches Wort, und eine Eiche heist, beygeleget worden. Dieses beyzeugen sowohl der Stadt Wapen, als drey grünende Eichen, zur steten Erinnerung, daß Howoran von dem an eine Eiche angebundenen und davon erlöseten Fürsten Jaromir solch Stück Landes bekommen, und diese Stadt erbauet, als auch ein Monument oder Leichen-Stein, so in der Haupt-Kirche bey dem eingange zu dem hohen Altar lieget, und die fünfknötigte Eichen-Zweige, als das Wapen, Creutzweis darauf eingehauen zu sehen sind, und denn ein altes Altar, so ehedem in dem Pabstthume in der grossen Kirchen an einem Pfeiler gestanden, bey Renovirung der Kirchen aber abgenommen, und nach Geyerswalde gebracht worden, so noch daselbst anzutreffen, und darauf zu sehen ist das Bild des Hertzogs Jaromirs, wie er an der Eiche angebunden, und nach ihm mit Pfeilen geschossen wird. D. Caspar Peucerus, der Philosophie und Medicin Doctor, schreibet von der Stadt Namen und Ursprung in folgenden Gedichte also:

Quosque habuit nigro circumflua Werda ab Elistro,
Quae sueta dominum nunc quoque voce refert.
Heroem Werdae, nam praevia dictio signam
Sedem hich Heroi lege fuisse monet.
Schomburgos habuit nuper: prosapia late
Quorum apud attiguos est dominata Mysos.
Cessit Promniciis Heroibus illa, sed emta,
Crescere quos meritis mens generosa facit.
Quae vetusta ab origine, fortibus inclyta & ausis.
Nuc alibi est sparsim relliqua progenies.

In wendischer Sprache wird sie Woirez oder Wojerez von We in Rieze Flusse genennet, welches so viel heißt, als: in dem Wasser, indem die Stadt mitten in dem Wasser lieget, denn es fleußt die schwartze Elster an 6 unterschiedlichen Orten durch die Stadt, welches auch das teutsche Wort Hoyerswerda anzeiget, so da herkommt von Hoyers und Werda oder Werd, welches so viel heißt, als ein Ort, der in dem Wasser lieget, und mit demselben umgeben.

Eine einfältige Meinung ist es, daß diese Stadt ovn Berg-Leuten, so sonst Hoyer genennet worden, und allhier den Eisen-Stein gegraben haben, soll erbauet seyn worden, und den Namen haben. Auch dieses hat einen schlechten Grund, was Herr Sioel vorgiebet, daß Hoyerswerda soll so viel heissen, als Hoch-Schwerdt, indem alle Documente zeigen, daß die Stadt schon vor alten Zeiten Hoyerswerda, Heyerswerda, Heverswerda, geheissen. Unter andern zeigen solches zwey Privilegien, das eine, welches Kayser Carl der Vierte im Jahre 1300 denen Städten Budißin, Görlitz, Lauban, und Löbau gegeben, daß die Veste Hoyerswerda mit ihren Zugehörigen ewiglich bleiben soll bey der Crone zu Behaimb, das andere lieget in der Colmischen Kirche, welches im Jahre 1360 Friedrich, ernst und Jan, Gebrüdere, Herren von der Duda, dem damahligen Pfarrer und seinen Nachkommen ertheilet, in der Herrschaft Heide und Walde Holtz zu bauen zum Bauen und Brennen.

Hoyerswerda ist also ein Ort, der mit lauter Wasser, Morast und Sumpf, wie sonderlich vor alten Zeiten gewesen, umgeben, wie auch aus den alten Urkunden zu sehen, daß gegen Morgen niemand wegen Morast, Sumpf und Wasser zum Schlosse hat kommen können, dahero sie auch vor Alters die Veste genennet worden, weil man darzu nicht anders als durch ordentliche Wege kommen können, so aber nunmehro nach und nach durch die Graben, so hie und da gehoben, eben und zu festen Lande gemacht, und die Wasser in rechte Graben sind geleitet worden. Wenn und zu welcher Zeit solches geschiehen, kann man nicht wissen, indem durch die viele Brände alle alte Nachrichten, Documente und HAndschriften verlohren gegangen.

So viel man Nachricht hat, so sollen vor alten Zeiten an hiesigen Orte nur drey kleine Häuser, zu dreyen Schencken genannt, oder wie es glaublicher, drey Schencken oder Wirths-Häuser, in welchen die Reisenden Speise, Tranck und Nacht-Quartir bekommen, erbauet gewesen seyn; nachdem aber die Geschlechter, die sich in diesen dreyen Schencken aufgehalten und gewohnet, sich vermehret, so sollen auch die Gebäude zugenommen haben, bis endlich ein Dorf, und sodenn gar eine Stadt daraus worden, die nunmehro mit etlichen Hundert Bürgern besetzet, und über drey Hundert Feuer-Stätte hat.

Daß sie soll eine Festung gewesen seyn, wie einige dafür halten, ist wol nicht zu glauben, indem es weder die Situation nich der Ort selbst zeiget, überdiß so sind auch nicht die allergeringsten Ueberbleibsel vorhanden, die da zeugenten, daß es eine Festung gewesen."

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aus: Salomon Gottlob Frentzel, Historischer Schau-Platz oder Chronike Und Beschreibung der Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschafft Hoyerswerda Im Marggraffthume Ober-Laußitz, Leipzig 1744, S. 1-13.

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