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Erzählungen

In metaphorisch einprägsamen Stil  werden verschiedene Schicksale erzählt, die ihren Haupthelden alles abverlangen, sie an ihre Grenzen bringen. Bei der Frage nach der Schuld, nach Gerechtigkeit und Gott verstricken sich Zukunft und Vergangenheit. 

"Er hat einen eigenen Ton, ein bisschen mecklenburgisch erdenschwer, aber dann auch wieder sehr poetisch"

Frankfurter Allgemeine 07.10.2014 Nr. 232 S. 10 

Die Belagerung des Schlosses in den Jahren 1467 und 1468

Die Belagerung des Schlosses in den Jahren 1467 und 1468

Alexander Walther

Die Belagerung des Schlosses in den Jahren 1467 und 1468

Diese Beschreibung von der Belagerung und Zerstörung des mittelalterlichen Schlosses in Hoyerswerda stammt aus dem Jahr 1776 und wurde in drei Teilen im Lausitzischen Magazin publiziert.

Historischer Beytrag zur Geschichte der Belagerung des Schlosses zu Hoyerswerda; in den Jahren 1467 und 1468, in: Lausitzisches Magazin, Siebenzehntes Stück, vom 14ten Sept., 1776, S. 257-262.

"Von der Gelgenheit und Ursache dieser Belagerung führet Frentzel l. c. p. 127. folgende Muthmaßungen an: Einige wären der Meynung, es hätte sich der Anführer der Hussiten alda ins Schloß retiriret; solchen auszuliefern, hätten sich die Hoyerswerder geweigert; andere aber gäben vor, daß Friedrich von Schönburg, damals Herr der Herrschaft, sich von Oberlausitz ganz und gar separiren wollen, welches aber die Sechs Städte nicht zugeben wollen. Ob nun wohl solches blosse Traditionen sind, denen an sich nicht viel zu trauen; so ist dennoch beydes nicht ganz ohne Grund;  und man kann unter gewssen Einschränkungen sagen, daß beydes die Wahrheit ist. Doch muß man zu völliger Aufklärung der Umstände nothwendig folgendes zum voraus wisse.

Es regierete zu der Zeit der K. George von Podiebrad in Böhmen, und folglich auch über das mit demselben verbundene Marggrafth. Oberlausitz. Da aber derselbe ein eifriger Anhänger der Hussiten war, so kam es nach vielen andern deswegen ausgegenen Bullen und Processen dahin, daß ihn der Papst Paulus II. den 23. Dec. 1466. in den Bann that, und solchen den 1. Jan. 1467. mit allen gewöhnlichen Ceremonien publicirte. Er erklärte ihn dabey öffentllich für einen Ketzer und Feind der Kirche, und schloß ihn nicht allein von aller kirchlichen Gemeinschaft aus, sondern entsetze ihn auch seines Königreichs und aller seiner Herrschaften, und sprach alle seine Unterthanen von ihrem Eyd und Pflicht gegen ihn los. Nachdem nun solcher Bann auch in Oberlausitz und bald nach Ostern von der Geistlichkeit in den Kirchen angekündigt worden, und der Päpstl. Legat, Rudolph, Bischof von Lavant, von Breslau aus ein Schreiben nach dem anderen ergehen ließ, in welchem er Land und Städte zum Abfall von dem Könige ermahnete: So hatte solches die Wirkung, daß in kürzem der größeste Theil der Oberlausitzer von dem Könige abgieng, und sich zu seinen Feinden schlug; die damals unter Hr. Zdencko von Sternberg wider ihn in Waffen stunden. [...].

Es blieb demnach gedachter Herr v. Schönburg in seinen Gesinnungen gegen den König unverändert, und setzte sich den Unternehmungen der Sechs Lande und Städte und ihres Verwesers noch immer entgegen. Diejenigen,die es noch mit dem Könige hielten, fanden bey ihm ihre Zuflucht, und er suchte auch andere, die schon von ihm abgetreten waren, wieder auf seine Seite zu bringen. Jedoch, als er endlich dergleichen Versuch auch gegen die damalige Abbatißin zu Marienstern that, und sie mit Gewalt nöthigen wollte, dem Könige aufs neue zu hildigen, so gab eben diese Unternehmung Anlaß, daß Hr. Jarisl. v. Sternberg den Entschluß fassete, ihn mit Hülfe des ihm zugethanen Adels und der Sechs Städte, in seinem Schlosse anzugreifen und zu belagern. Die erste Anstalt dazu machte er schon zu Anfange des Septembers, und ließ daher den 4. Sept. Mittwochs an die Görlitzer ein Schreiben abgehen, darinnen er ihnen auflegete, daß sie mit ihm zur Belagerung des Schlosses Hoyerswerda ziehen, und deswegen ein Feld vor der Stadt machen sollten, dergleichen er auch bey Budissin zu geschehen, anordnen wollte. Nun ward zwar solches damals wieder rückgängig, indem inzwischen die königlichgesinnten Böhmen bey Zittau eingefallen waren, und ihn nöthigten, seine Macht wider sie zu gebrauchen. nachdem er aber diese glücklich wieder aus dem Lande geschlagen hatte, so gieng endlich doch bald nach der Mitte des Septembers der Zug nach Hoyerswerda mit ganzer Macht vor sich."

Fortsetzung der Belagerungs-Geschichte von Hoyerswerda, in: Lausitzisches Magazin, Achtzehntes Stück, vom 30ten Sept., 1776, S. 273-277.

"Die Armee, die Hr. Jarislaus v. Sternberg, vorher wider die Böhmen gebrauchet hatte, belief sich auf 4000 Mann an Reisigen und Fußkechten; und mit dieser rückte er auch nunmehro vor das Schloß zu Hoyerswerda. Es waren dabey viele von der ihm zugethanen Ritterschaft, und noch mehrere aus allen Sechs Städten. Unter jenen findet man vor andern Casparn v. Nostitz, den görlitzischen Hauptmann, genannt. Die Mannschaft der Stadt Görlitz führete damals Barthol. Hirschberg, als Obrister, an, und Johann Bereith, begleitete ihn dahin. Aus den alten Berechungen, die über die Ausgaben dieses Feldzuges geführtet worden, ersiehet man, daß sie theils aus der Bürgerschaft, theils an Söldnern über 100 Mann dahin geführet. Sie hatten auch ihre Mittelbüchse bey sich, die damals der Büchsenmeister Mstr. Hans von Breßlau unter seiner Aufsicht hatte. Daß die Zittauer dabey gewesen, ebweisen ihre alte Jahrgeschichte; und da sie die Unkosten, die allein auf diese erste Heerfahrt aufgegangen, auf 500 Schock rechnen, so muß die Zahl der Ihrigen ebenfals nicht geringe dabey gewesen seyn. Die Laubander und Löbauer waren damals in so schlechten äußerlichen Umständen, daß sie selbst für sich nicht viel thun konnten; es haben sie aber die Görlitzer unterstützet, und für jede von ihnen 12 Trabanten gehalten. [...]

In der Beschreibung, die man von dem Schloße in den oberlausitz. Beyträgen zur Gelahrh. II. B. p. 51. lieset, wird gedacht, daß daselbst noch Spuren von alten dreyfachen in - und außerhalbt vorhandenen Schuttgräben zu finden. Diese mögen wohl nichts anders als Ueberbleibsel von den damaligen Bevestigungen von innen und außen seyn. Man beschoß aus demselben das Schloß theils aus dem groben Geschütze mit Steinkugeln, theils auch aus kleinem Geschoß. Und weil damals noch die Armbrüste und Pfeile sehr gebräuchlich waren, so hat man auch von diesen eine große Menge hineingeschossen. Verschiednemal hat man auf dasselbe gestürmet, und besonders die gemachte Wagenburg zu trennen gesucht, und zwar mit solchem ernst, daß dabey eine große Menge todt geblieben und verwundet worden. Es bestraff dieses nächst andern die görlitzische Mannschaft mit, als von denen ich finde, daß sie sowol zu Budißin, als zu Görlitz viel Verwundete in der Cur der Wundärzte liegen gehabt, für andere aber, die vor der Wagenburg vor Hoyerswerda geblieben waren, Messen lesen und öffentlich bitten lassen.

Doch da die Belagerten mit Munition und Proviant hinlänglich versehen waren, und Herz genug hatten, sich zu vertheidigen: So konnte man für diesemal seinen Zweck nicht erreichen; und indeß trugen sich eingie Umstände zu, die Hrn. Jarisl. v. Sternberg und seine Bundesgenossen nöthigten, ihre Macht gegen andere Gegenden zu richten. [...]

[...] so dachte man auch wieder an das Schloß Hoyerswerda. Es hielten deswegen Land und Städte im Februar d. J. zu Wittigenau miteinander einen Tag, auf welchen sie sich darüber berathschlageten, was mit demselben vorzunehmen sey? Die Folge davon war, daß man bald hernach die Besatzung, die man in der Pastey vor dem Schloße hatte, um ein ansehnliches vermehrte. Von Görlitz aus giengen dahin Heintze Schellner und Krause mit 12 Trabanten, von denen 5 wegen der Ritterschaft, und 7 wegen der Stadt hingeschicket worden. Die Budißiner legten dahin noch 8 Knechte, und außer diesen, und was sonst andere Städte geschicket, kamen noch 80 Creutziger dahin zu stehen. Nach Ostern aber vermochte der Landvoigt, Hr. Jarisl. v. Sternberg Land und städte, daß man über die vorigen 300 Mann dahin legete, dazu von Görlitz aus, Montags nach Jubilate, Martin Mondschein, mit 62 Fußknechten gieng, um, wie es heißet, die Pasty zu verwesen. Es ist auch nicht zu zweifeln, daß der Landvoigte selber so gleich mti würde gerücket seyn, woferne er nicht damals auf einer andern Seite zu schaffen gehabt. [...]

Allein sobald dieser Feldzug vorüber war, und indeßen König Matthias einen Sendebothen mit dem Befehl geschicket hatte, daß man die Belagerung des Schloßes zu Hoyerswerda mit mehrern Ernst treiben sollte, so zog er nunmehrs wieder mit ganzer Macht dahin. Dieses geschahe kurz nach Pfingsten, und um Corporis Christi stund bereits das ganze Herr wieder da.

Alle Sechs Städte und die Ritterschaften hatten dabey wieder ihre Mannschaft, und die Niederlausitzer, wie auch ein Theil Schlesier unter Herzog Heinrichen von Glogau, sammt einer großen Menge Creutzigern unterstützten solche mit Ihrigen. Von Görllitz aus waren dabey die Herren des Raths, Bernhard Cromer, Jacob Corssen, Siffrid Goßwin und M. Johannes der Stadtschreiber, zu denen Hernach um Johannis noch Mstr. George der Büchsenmeister mit der großen Büchse kam. So waren auch die Budißiner und Luccauer mit ihren größesten Büchsen dabey. Nachdem man nun hierauf aufs neue das Schloß mit allem Ernst angegriffen, so thaten zwar die Belagerten abermals den tapfersten Widerstand, und behaupteten sich noch etliche Monate, ehe sie unterlagen."

Schluß der Belagerungs-Geschichte von Hoyerswerda, in: Lausitzisches Magazin, Neunzehntes Stück, vom 16ten Octob., 1776, S. 289.

"Auf die Eroberung des Schloßes folgte so gleich deßen Zerstörung. D[..] kurz hernach schickten die Städte eine Menge Maurer, Steinbrecher und Zimmerleute hin, und liessen solches abbrechen, die Mauern und Wände niederreissen, und es damit zu weiter Verhteidigung untücktig machen. Von Görlitz aus gieng dahin Mstr. Stephan mit 14 Mäurern, 7 Steinbrechern und einer großen Anzahl Zimmerleute. Daß die Budißiner und Zittauer ein gleiches gethan, berichten ihre Annales, und aus denselben siehet man auch, daß andern Städte gleichfals damit beschäftiget gewesen. Man hat mit solcher Abbrechung 10 Tage nach einander zugebracht, und solche erst am Sonnabend nach Exaltationis Crucis vollendet. Daher auch von einigen das Ende der Belagerung erst auf diesen Tag gesetzet worden. Was aber die Güther und Einkünfte der Herrschaft anbetrifft: so haben sich die Ober- und Niederlaustizer, [da] beyderseits an der Eroberung des Schloßes Antheil gehabt, in dieselben auch getheilet, daß ein Theil den Niederlausitzern überlassen worden, der andere als mit einstimmigen Rath des Landes und der Städte zu der oberlausitzischen Landvoigten geschlagen worden, damit sich der Landvoigt desto besser erhalten, Land und Städte beschützen, und die Strassen desto sicherer erhalten könnte."

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