Ursprünglich war „Zur Schwarzen Pumpe" nur der Name einer etwa 15 Kilometer nördlich von Hoyerswerda gelegenen Gaststätte. Später ging er auf die gesamte Ortschaft und dann auch auf das Industriekombinat über, das von 1955 an dort errichtet wurde. Im Jahr 1958 entstand hier einer der größten Braunkohleenergiebetriebe der ehemaligen DDR. In ihm wurden 80 % des im Land verbrauchten Stadtgases produziert. Die drei Schornsteine der Werksanlage bildeten ein Wahrzeichen für die gesamte Gegend und sorgten dafür, dass die Luft mit den Substanzen vermischt wurde, welche die Schriftstellerin Brigitte Reimann (1933-1973, von 1960 bis 1968 in Hoyerswerda lebend) zu dem Satz veranlassten: „Passen Sie auf, Fräulein, jetzt kommen wir in das Gebiet des schwarzen Schnees".
Schwarze Pumpe verarbeitete vor Ort die Braunkohle, die in der Lausitz abgebaut wurde und die einzige nennenswerte Energiereserve der DDR bildete. Für etwa 18.000 Menschen war sie die Arbeitsstätte. Das Städtchen Hoyerswerda, das bis dahin nur 7.000 Einwohner gezählt hatte, wurde 1955 von der damaligen DDR-Regierung als Standort des Projekts „Sozialistische Wohnstadt" für die Mitarbeiter der Schwarzen Pumpe bestimmt. In Nachbarschaft zu dem Kombinat wurde die Neustadt von Hoyerswerda mit Wohnblocks für tausende Familien hochgezogen. Fast „über Nacht" wuchs die Einwohnerzahl Hoyerswerdas auf über 70.000. Schwarze Pumpe und das neue Hoyerswerda bedingten sich gegenseitig. Nicht nur die Wohnsiedlungen, auch eine große Festhalle („Lausitzhalle"), ein Einkaufszentrum und viele kulturelle und sportliche Einrichtungen und Initiativen verdankten dem Werk vor den Toren der Stadt ihre Entstehung. Entsprechend verlor Hoyerswerda viele tausend Arbeitsplätze, mehr als 30.000 Einwohner und ein großes wirtschaftliches Potential, als dem Kombinat nach der Wende in Deutschland buchstäblich die Pumpe ausging.
Geblieben sind ein Dampfkraftwerk, das von dem schwedischen Energiekonzern Vattenfall betrieben wird und die Gräben und Gruben, welche die Abraummaschinen des Braunkohlebergbaus im umliegenden Revier hinterlassen haben. Sie wurden geflutet und bilden heute zusammen mit herausgeputzten Ortschaften und hübschen Heide- und Waldgebieten eine attraktive Landschaft. Darin, im Brauchtum der hier beheimateten Sorben und im Sagenreichtum der Lausitz mit Krabat und Lutki, sehe ich das Potential für eine neue Wohn-, Arbeits-, Urlaubs- und Erlebnisstadt Hoyerswerda.
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Bildnachweise:
Foto oben rechts "plattenbau-Hochhäuser": Deutsches Bundesarchiv (German Federal Archive), Bild 183-78464-0001 , Autor: Erich Zühlsdorf (08.12.1960), Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Germany license