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Hans-Jürgen Malles:
Kennst du Friedrich Hölderlin?

Ein Mensch verbringt seine letzten Jahre in einem Turm...
Das klingt wie ein Schauermärchen? Doch genau dieses Schicksal ereilte einen der berühmtesten Dichter nicht nur der deutschen, sondern der Weltliteratur.

Hoyerswerdaer Kunstverein e. V.

Hoyerswerdaer Kunstverein e. V.

Helene Schmidt

Freundeskreis der Künste und Literatur

Ein Selbstporträt

In der Rückschau vermag kaum ein Mitglied des „Hoyerswerdaer Kunstvereins - Freundeskreis der Künste und Literatur" - mehr genau zu sagen, wann diese Gemeinschaft sich „gründete". Es war einfach so: Mitte der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts fanden sich bisher einander unbekannte junge Leute, die neu in die Plattenstadt gezogen waren und kleine Kinder hatten, in den Wohnungen zusammen. Sie lasen miteinander Hörspiele von Friedrich Dürrenmatt und Max Frisch, hielten Vorträge über Geologie, hörten Musik und zeichneten unter Anleitung Porträts und Stillleben oder malten Bilder. Sie brachten stets Freunde und Bekannte mit, so dass die Wohnungen zu klein wurden. 

Literatur, bildende Kunst, Theater, Geschichte im Kulturbund

Später fand man den Weg zum Kulturbund. 1969 wurde die kleine Galerie gegründet und mehr als zwanzig Jahre betrieben. Schwerpunkt bildeten die Arbeiten damals junger, wenig oder gar nicht geförderter Künstler. Atelierbesuche in Dresden, Berlin, Koserow usw. wurden zu Erlebnissen. So strahlte die Arbeit der Gruppe bald auf das Leben in der Stadt und darüber hinaus. Die Veranstaltungen des Kunstvereins sind seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil des kulturellen Lebens der Stadt. Ein wesentlicher Bestandteil bildet darin Geschichte und Kultur der sorbischen Landsleute der Lausitz. Sie lebte und lebt noch heute vom Dialog mit Fachleuten. Es gab Empfehlungen von und hin zu Museen, Sammlungen, Forschungseinrichtungen, Theatern, kurz zu Menschen, die selbst Freude am Gespräch mit anderen Gruppen verspürten.

Die Galerie wurde der Rahmen, unter dessen Bildern Lesungen, Theateraufführungen, Konzerte, politische Diskussionen und Kinderveranstaltungen stattfanden. Diese Vielfalt entwickelte sich ausschließlich in ehrenamtlicher Tätigkeit. Da die DDR keine Vereinsbildung zuließ, verwirklichten die Mitglieder im „Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands" ein eigenes Programm.

Exkursionen - Städte der Kunst

Der Kreis unternimmt gemeinsame Besuche von Ateliers , Ausstellungen, Museen, Theater, verband vor 1990 gelegentlich beides - z .B. bei Reisen nach Berlin, bei denen einem Theaterabend im Deutschen Theater eine Führung durch eine besondere Ausstellung, ein Museum, oder auch eine Lesung von Christa Wolf, Stephan Hermlin, Heiner Müller oder der Besuch einer Theaterprobe vorangestellt wurde.
Seit Mitte der achtziger Jahre kamen gemeinsame, inhaltlich vorbereitete Exkursionen z.B. nach Leningrad oder Prag hinzu. Diese werden seit 1991 jährlich gemeinsam mit holländischen Freunden aus Rotterdam - alternierend in Deutschland oder in den Niederlanden - fortgeführt.

Öffentlichkeitsarbeit

Die Publikationsmöglichkeiten waren aus unterschiedlichen Gründen in der DDR gering. 1984 erschien „Zum Sehen geboren" eine Broschüre zu 15 Jahre Kleine Galerie Hoyerswerda des Freundeskreises der Künste und Literatur.
1992 wurde mit der Stadtverwaltung ein Heimatbuch „Geschichten und Geschichte von Städten und Dörfern" erarbeitet, dessen Inhalt maßgeblich vom Kunstverein mitbestimmt wurde. 1997 gab der Kunstverein im Selbstverlag das Buch „Hoyerswerda - literarische Spiegelungen" heraus. Darin sind belletristische Texte von 15 Autoren gesammelt, die sich zu Hoyerswerda äußern, neben Brigitte Reimann, Volker Braun, Günter Grass, Ralph Giordano, Irina Liebmann und Erich Loest. Seit dem Jahr 2003 begleitet der Verein mit der Broschüre „Brigitte Reimann-Spaziergang durch Hoyerswerda" die seit 2002 von ihm organisierten Wanderungen zu literarischen Orten, erzählen von der Autorin und lesen ihre dort lokalisierten Texte. Dabei werden Literatur- und Architekturgeschichte der Moderne sowie gegenwärtige Aufgaben zu Gesprächsthemen. Im Jahr 2005 erschien „Brigitte Reimann(1933-1973) - Begegnungen und Erinnerungen" . 2008 berichteten 59 Zeitzeugen in dem Buch „Was ich auf dem Herzen habe - Zeitzeugen berichten" über ihr Leben mit Brigitte Reimann. Seit mehr als sechs Jahren bietet der Kunstverein in seiner Brigitte-Reimann-Begegnungsstätte in authentische eigenrichteten Räumen und entsprechender Ausstattung eine Bibliothek, die jener der Autorin entspricht, Dokumentationen zu Literatur- und Architekturgeschichte, betreut Forschungsarbeiten und 12 eigene Projekte regionaler Kulturgeschichte. Seit 2008 initiierte und trägt der Verein seither alle drei Jahre einen „Brigitte-Reimann-Wettbewerb für junge Leute". Jeweils 70 bzw. 60 Jugendliche reichten Texte und bildkünstlerische Arbeiten ein. Alle Beiträge wurden in den Broschüren „Lebensraum Stadt. Aspekte städtebaulicher Entwicklung" (2009) und „Meine kleine Stadt steckt voller Geschichten"(2012) veröffentlicht. In Erinnerung an den 80.Geburtstag der Schriftstellerin im Jahr 2013 sammelt der Kunstverein Spenden zum Errichten eines „Brigitte-Reimann- Zeichens" im neu geschaffenen Zentralpark der Neustadt.

„Was ich auf dem Herzen habe. Begegnungen mit Brigitte Reimann" titelt die neueste Heraus-gabe des Vereins. „Ich bereue wenig von dem, was ich getan, aber viel von dem, was ich gelassen habe." - So kommt Brigitte Reimann auf den ersten Seiten selbst noch einmal zu Wort. In diesem Sinne konnte der Freundeskreis es nicht lassen, förmlich in letzter Minute Familienmitglieder und Wegbegleiter der Autorin nach ihren Geschichten über und mit dem Freigeist zu befragen. Auf über 600 Seiten entstand ein umfassendes Porträt von Zeit und Raum des Lebens der Reimann. Diese und viele andere Publikationen können in der Begegnungsstätte in Hoyerswerda, gelegen in der Reimann-Str.8, eingesehen und erworben werden.

Seit dem Jahre 2003 führt der Verein regelmäßige Reimann-Spaziergänge durch, die entlang des von der Architektur der Stadt inspirierten Romans „Franziska Linkerhand" durch die alten und neuen Bebauungsgebiete Hoyerswerdas führt und die Besucher in angenehmer informativer Un-terhaltung an die sehenswerten Plätze Hoyerswerdas leitet. Eine kleine Broschüre erinnert die Gäste der anregenden Stunden auf den Pfaden, die die Autorin in Hoyerswerda hinterließ.

Aktuelle Aktivitäten

Gegenwärtig richtet sich das Augenmerk der Vereinsarbeit auf die Probleme, die mit dem Erhalt seines kulturellen Anspruchs in Verbindung stehen. So gilt es, der geleisteten Arbeit eine Wohnstatt und Nachhaltigkeit zu geben, und vor allem die jungen Leute der Stadt ins kulturelle Boot zu holen.
Mit der Brigitte-Reimann-Begegnungsstätte wurde 2006 ein Fixpunkt für die Aktivitäten des Vereins geschaffen, der sowohl authentisch an die einstige Mitbürgerin und Gesprächspartnerin des Freundeskreises erinnert, als auch dem Verwirklichen neuer Ideen in ihrem Sinne und im Interesse der Stadt Hoyerswerda und des neu entstehenden Seenlandes dient. Es entstand eine Begegnungsstätte für Künste, Literatur, Stadt- und Architekturgeschichte der Moderne sowie des Dialogs. Sie wird bei den Brigitte Reimann-Spaziergängen besucht, Schüler stellen dort ihre Arbeiten zum Werk der Schriftstellerin zur Diskussion, Doktoranden und Studierende nutzen die Dokumentensammlung für ihre Forschungen. Es entstand ein Kommunikationszentrum, wie Brigitte Reimann und ihre Freunde es sich ihrer Zeit in der „Stadt der Franziska Linkerhand" gewünscht hätten.

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Text- und Bildmaterial: Hoyerswerdaer Kunstverein e. V.

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Weitere Informationen und Veranstaltungen unter http://www.kunstverein-hoyerswerda.de und http://www.hoyerswerda-lese.de/index.php?article_id=512

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