Wo einst eine freie Wiesenfläche in dem kleinen Ort Schwarzkollm bei Hoyerswerda lag, sollte ab dem Jahr 2000 eine großartige Idee wachsen: der Aufbau der Schwarzen Mühle, die, angelehnt an die Krabat-Sage, in ebendiesem Ort einst zu finden war. Heute ist es nicht mehr nur bei dem Mühlengebäude geblieben, hinzu gekommen ist ein komplettes Gebäude-Ensemble, darunter unter anderem eine Scheune, eine Gaststätte und eine Backstube. Von Anfang an bei der Planung dabei war Tobias Zschieschick, welcher heute der Geschäftsführer der Kulturzentrum KRABAT-Mühle Schwarzkollm gGmbH und der KRABAT-Mühle Schwarzkollm Betriebs GmbH ist. Es verwundert nicht, dass Herr Zschieschick uns am Ende des Interviews auf die Frage hin, ob er noch etwas von sich erzählen möchte, wiederum über geplante Projekte an der Mühle berichtete. Durch sein frühes Engagement im Zusammenhang mit dem Aufbau des Kulturzentrums ist er der Mühle sehr verbunden und ist als Geschäftsführer, der auch immer wieder selbst mit anpackt, ebenso ein Bestandteil der Mühle geworden, wie Krabat vor ihm.
Tatsächlich liegen Zschieschicks familiäre Wurzeln ebenfalls in der Oberlausitz. Geboren wurde er 1977 in Hoyerswerda, seine frühe Kindheit bis zur zweiten Klasse verbrachte er in Schwarzkollm, bis zum Abitur wohnte er im nahegelegenen Bröthen. Sein weiterer Lebensweg zeichnete keineswegs seinen heutigen beruflichen Werdegang ab. Denn nach der erfolgreichen Abiturprüfung begann er zunächst ein Studium des Wirtschaftsingenieurwesens, wechselte dann aber in den Studiengang Informatik am Standort Dresden, später Freiberg. Bereits während des Studiums zog es ihn wiederum in seinen Heimatort Schwarzkollm, wo er auch heute noch lebt. Mehrere Jahre pendelte er täglich zwischen dort und seinem Arbeitsplatz, Bautzen und Dresden, wo er in einem IT-Unternehmen beschäftigt war, hin und her.
Seine ersten Berührungspunkte mit der Krabat-Mühle hatte Zschieschick im Jahr 2000, als die bereits zuvor entwickelte Idee, die Mühle am Standort Schwarzkollm wieder aufzubauen, nun Formen annehmen sollte. Die damalige Bürgermeisterin und Ortsvorsteherin Gertrud Winzer, welche später für ihr Wirken das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen bekam, trat an Zschieschisck mit dem Vorschlag heran, dass er gesellschaftlich für Schwarzkollm mitarbeiten solle. Ab 2001/2002 war er in die Planung der Mühle involviert. 2005 folgte die Gründung des Fördervereins, 2006 begann das Baugeschehen. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete Zschieschick zusätzlich zu seinem Engagement für seinen Heimatort 40 Stunden, zuzüglich der 1-stündigen Autofahrt seines Arbeitsweges. Zschieschick beschreibt die damalige Situation rückblickend als sehr belastend, zumal der damals frisch gegründete Verein zunächst strukturell aufgebaut werden musste.
Das Projekt wuchs trotz mancher Hindernisse immer weiter, bis die ersten Angestellten bezahlt werden konnten. Erforderlich war, so Zschieschick, ab einem gewissen Punkt zu einer Professionalisierung überzugehen. Dafür erhielt die Schwarze Mühle 2016/2017 finanzielle Unterstützung durch die Stadt Hoyerswerda. Dieser Zuschuss erfolgte in einer Laufzeit von fünf Jahren.
Doch zurück zu Zschieschicks Persönlichkeit, seinen Bezug zu Krabat, der Oberlausitz und der sorbischen Kultur. Anzunehmen ist zunächst, dass jemand, der tagtäglich mit den Sagenfiguren der Region konfrontiert wird, viel mehr noch, sein berufliches und zum Teil privates Leben einer Sagenfigur widmet, eine besondere Verbindung zu der Geschichte und zu allen daran geknüpften Traditionen hat. Tatsächlich war Zschieschick von der Idee rund um die Krabat-Mühle begeistert. Durch seine Tätigkeit und sein Engagement bei der Entwicklung des Mühlen-Konzeptes ist ihm allerdings erst bewusstgeworden, dass auch er seine eigenen persönlichen Wurzeln mit Krabat verbinden konnte. In den Anfängen war ihm diese Tatsache nicht bewusst, viel mehr sah er das Projekt, welches es umzusetzen galt. Bei der späteren Arbeit und durch Gespräche bemerkte er, welche Bedeutung die Figur „Krabat“ tatsächlich für die Region und die Menschen hat. Er erkannte in der Sagenfigur eine Art „Ankerpunkt“ bzw. eine Figur, die eine sehr positive Ausstrahlung hat und mit der Positives entwickelt werden kann. Wie sich zeigen sollte, würde das Projekt viele Menschen der Region, aus unterschiedlichen Dörfern zusammenbringen und miteinander vernetzen. Natürlich erfüllt Zschieschick insbesondere diese Entwicklung des Projektes mit Stolz, darüber, von Anfang mitgewirkt zu haben und die Mühle auch heute noch begleiten zu dürfen.
Zschieschicks Verbindung zur sorbischen Kultur hingegen wurde schon in Kindertagen geknüpft, als er in Tanzgruppen mitwirkte, nicht aus Überzeugung, sondern weil es zur Tradition gehörte. Zschieschick vergleicht es mit einem fußballbegeisterten Dorf, in welchem alle Kinder des Ortes Fußball spielen. Ebenso habe es damals die sorbischen Tanzgruppen in Schwarzkollm gegeben. Der Geschäftsführer gesteht sich durchaus ein, dass dadurch auch unterbewusst die natürlichen Wurzeln und das Bewusstsein dafür geweckt wurden, worauf er heute in seiner Arbeit zurückgreifen kann. Denn durch die Einbindung der sorbischen Traditionen in das Mühlen-Konzept könne neben Erfundenem und Sagenhaftem eine gewisse Authenzität vermittelt werden.
Seine Verbundenheit zum KRABAT-Kulturzentrum wird während des Interviews mehr als deutlich, stellt er doch immer wieder seine Persönlichkeit den Informationen zur Entstehungsgeschichte und zur Weiterentwicklung des Geländes hinten an. Damit wurde sehr deutlich, dass ohne das Engagement von Menschen wie Tobias Zschieschick solche erfolgreichen regionalen Projekte nicht umsetzbar wären.
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Interview mit Tobias Zschieschieck am 06.08.2024.
Fotos: Carolin Eberhardt.