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Johannes E. R. Berthold
Die Bunte-Kinder

wahrhaftige Geschichten aus einer wundervolle Kindheit auf dem Land

Stefan Skora

Stefan Skora

Florian Russi

Seine Familie ist schon lange in Hoyerswerda ansässig. In den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts kam der Großvater als Bahnbeamter aus Schlesien in die Stadt. Der Vater betrieb im Hinterhaus eines Gebäudes in Hoyerswerda eine Tischlerei. Im Vaterhaus, unter der elterlichen Wohnung, befand sich eine kleine Buchhandlung. Dieses Umfeld spielte im Leben des Jungen Stefan Skora, der seit 2006 Oberbürgermeister der Stadt Hoyerswerda ist, eine wichtige Rolle. Heimatverbundenheit und Engagement für seine Vaterstadt, Interesse und Begabung für Technik und technische Verfahren sowie ein außerordentliches Lesebedürfnis prägen das Leben des Stadtoberhaupts bis heute.

In Zeiten der ehemaligen DDR war Papier kontingentiert und deshalb erreichten auch die vom System anerkannten Autoren wie Christa Wolf oder Heiner Braun oft nur geringe Auflagen. Entsprechend begehrt waren alle Neuerscheinungen und da traf es sich gut, dass der Buchhändler im Vorderhaus das ein oder andere Exemplar für den lesebeflissenen Stefan zurücklegte. Schließlich war auch er nicht undankbar, wenn der Tischler im Hinterhaus ihm bei Bedarf mit seinen Möglichkeiten zur Seite stand. Wenn einmal ein Titel nicht dem Interesse des jungen Skora entsprach, so fand sich im Bekanntenkreis immer jemand, der gerne mit ihm Bücher tauschte. Bis heute ist Stefan Skora sein großer Leseeifer geblieben und immer noch bereitet es ihm Vergnügen, eine gut sortierte Buchhandlung zu besuchen und sich von deren Inhaber informieren und beraten zu lassen.

Das Interesse an Verfahrenstechnik hat seinen Ausbildungsweg bestimmt. Nach dem Besuch der Erweiterten Oberschule in Hoyerswerda studierte er an Deutschlands ältester Technischer Hochschule, der Bergakademie in Freiberg. Er wurde Diplomingenieur und arbeitete bis zur Wende in der Forschungsabteilung des legendären Industriekombinats „Schwarze Pumpe". Das inzwischen erheblich verkleinerte, nördlich von Hoyerswerda gelegene Braunkohleveredelungswerk war zu DDR-Zeiten der größte Arbeitgeber in der Region. 

1990 wurde Skora zum Persönlichen Referenten und Büroleiter des Landrats im damaligen Landkreis Hoyerswerda berufen. Sechs Jahre später, nach Auflösung des Landkreises, wechselte er zur Stadtverwaltung Hoyerswerda, wo er bis zum Jahr 2000 als Amtsleiter tätig war. Nachdem sein Amtsvorgänger 2006 aus Altersgründen ausgeschieden war, wurde Skora mit Unterstützung von CDU, FDP, SPD und Freien Wählern zum neuen Oberbürgermeister der Stadt Hoyerswerda gewählt.  

Rathaus der Stadt Hoyerswerda
Rathaus der Stadt Hoyerswerda

Enge Verbindung hält Skora bis heute mit seinen ehemaligen Studienkollegen. Die sind ähnlich heimattreu wie er und so haben die meisten in Sachsen Arbeit gesucht und gefunden. Auf ihre Hilfe konnte und kann er immer zurückgreifen, wenn für Hoyerswerda diffizile technische Probleme zu lösen sind. Und damit kommen wir zur dritten Verbundenheit Skoras, der Liebe zu seiner Vaterstadt.

Der Ehemann und Vater einer Tochter gibt sich keiner Illusion hin: Hoyerswerdas Ruf hat durch ausländerfeindliche Ausschreitungen 1991 gelitten. Trotz vielfältiger Bemühungen zahlreicher Akteure in der Stadt für Toleranz, Vielfalt und Demokratie, haftet dieser Makel der Stadt auch nach zwanzig Jahren noch an. Schwer zu kämpfen hat Hoyerswerda auch mit dem Verlust zehntausender Arbeitsplätze in der Region, durch die Reduzierung der Braunkohlenindustrie, sowie an den Auswirkungen des demografischen Wandels. Skora konzentriert sich auf Bildungs- und Dienstleistungsinitiativen. Gezielt hat er den Rückbau nicht mehr benötigter Wohnanlagen in der Neustadt gefördert, weil nichts deprimierender wirkt, als die Ansicht leerstehender und verfallender Häuser. Mit Befriedigung stellt er fest, dass die Banken, die sich lange Zeit weigerten, private Investitionen in der Stadt zu finanzieren, inzwischen bereit sind, Kredite an einheimische Unternehmen auszureichen. Sein Ziel ist es, aus Hoyerswerda einen modernen Wohn- und Dienstleistungsstandort zu machen. Daher fördert er die Entwicklung der Stadt zu einem Schul-, Bildungs- und Gesundheitszentrum. Das örtliche Klinikum ist ein Schwerpunktkrankenhaus und hält 1000 Arbeitsplätze vor, die Hoyerswerdaer Berufsschulen werden von mehr als 1400 Schülern besucht, die regelmäßig stattfindenden Bildungskonferenzen erarbeiten neue bildungspolitische Konzepte. Der Konzertsaal in der Lausitzhalle bietet 820 Plätze und ist der bedeutendste zwischen Cottbus und Dresden, sowie von ganz Ostsachsen. Viele bekannte Orchester- und Künstlergruppen gastieren hier. Die kleine Stadt leistet sich einen Zoo und zwei Museen. In Hoyerswerda befindet sich das weit und breit einzige Kino mit vollem Programm und modernster Videotechnik. Wenn die Stadt diese Angebote halten kann, hat sie Zukunft, dessen bin ich mir mit dem Oberbürgermeister sicher.

Vor einiger Zeit brachte eine große Zeitung einen Bericht über Stefan Skora. Der Reporter bat ihn, sich entspannt im Sessel seines häuslichen Lese- und Arbeitszimmers auszustrecken. Dabei zog er auch die Schuhe aus und legte die Füße hoch, so dass an seinen Socken abzulesen war, dass der Hoyerswerdaer Oberbürgermeister eine geringe Schuhgröße hat. Das hielt der Zeitungsmann für seine Leser auf einem Foto fest. Er wollte wohl verdeutlichen, dass es sich in Hoyerswerda derzeit nicht auf großem Fuß leben lässt.

Zum 50. Geburtstag durfte sich Skora etwas Besonderes wünschen, und so bat er um einige Nachdrucke des „Mosaik", des einzigen, aber sehr anspruchsvollen Comic-Magazins in der früheren DDR. Damit konnte er seine alte Sammlung ergänzen und komplettieren und verfügt nun über die gesamte Serie der beliebten Zeitschrift. Comic-Liebhaber kenne ich als ernsthafte Leute. Gewissenhaft geht auch der Hoyerswerdaer Oberbürgermeister zu Werke, wenn er für die Zukunft seiner Stadt tätig ist.

 

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Fotos: Florian Russi

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