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Gerhard Gundermann

Gerhard Gundermann

Sebastian Keßler

Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als Musik noch nicht durch Internet und MP3-Player allgegenwärtig und jederzeit verfügbar war. Mit dem Finger an der Aufnahme-Taste des Kassettenrekorders wartete ich den richtigen Moment ab, um meine Musik auf DT64 mitzuschneiden. Das waren vor allem Songs von Gerhard Gundermann, den Inchtabokatables, Keimzeit, Phillip Boa und Rio Reiser - respektive Ton Steine Scherben.

Nun hat sich die Welt seit diesen Tagen ein gutes Stück weiter gedreht, ich bin inzwischen doppelt so alt und meine Kassetten gibt es schon lang nicht mehr. Die Lieder von damals begegnen mir heute nur noch selten. So zum Beispiel, als ich neulich „Rockin‘ in a free world" von Neil Young hörte. „Da war doch mal was ..." dachte ich bei mir und begann zu grübeln. Ich grübelte lange und intensiv. Gab es das nicht auch auf Deutsch? Na klar! „Aber alle oder keiner" hieß der Song von Gerhard Gundermann. Die Stelle auf dem Band muss ziemlich dünn gewesen sein, so oft hatte ich ihn damals gehört.

Damals, das war 1993. Gerhard Gundermann war 38 Jahre alt und hatte es, wie man so schön sagt, geschafft. Seine Alben „Einsame Spitze" und „Der 7. Samurei" waren so erfolgreich, dass er die Arbeit im Tagebau leicht hätte an den Nagel hängen können. Doch selbst nachdem er im Vorprogramm von Bob Dylan und der Woodstock-Legende Joan Baez gespielt hatte blieb er in Hoyerswerda und verdiente seinen Lebensunterhalt als Maschinenführer und Tischler.

Vielleicht mahnte ihn der Blick auf Rio Reiser, dessen kommerzieller Erfolg ein Spießrutenlauf zwischen Management und Fans geworden war. Die Arbeit machte Gerhard Gundermann unabhängig von Verkaufszahlen und Ticketverkäufen. Gleichzeitig ist sie wohl auch der Grund dafür, dass Gundermanns Texte so vielen Menschen auch heute noch aus der Seele sprechen. Er sang nicht nur über das ganz normale Leben, er führte selbst eines. Ohne Allüren verzichtete er bewusst auf den Genuss von Alkohol und Zigaretten.

Leider hatte das Leben als „singender Baggerfahrer" auch seine Schattenseiten. Oft fuhr Gerhard Gundermann nach Feierabend zu einem seiner Auftritte oder begab sich von einem Konzert direkt in die Frühschicht. Zwischen Job, Musik und Familie - Gerhard Gundermann hatte vier Kinder - blieb ihm kaum Zeit zum Schlafen. Mit nur 43 Jahren starb Gerhard Gundermann in der Mittsommernacht des Jahres 1998 an den Folgen eines Hirnschlages.

In einem Interview hatte Gerhard Gundermann einmal gesagt: „Ich wäre glücklich, wenn meine Lieder für manchen einfach ein Stück seines Leben sind." Er hat mehr erreicht. Denn bis heute sind seine Lieder für viele nicht nur ein Teil ihres Lebens, sonder ein Stück Lebensgefühl.

 

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Bild: Deutsches Bundesarchiv, Bild 183-1989-1114-007, 14.11.1989, Rainer Weißflog.
Weitere Quelle: www.wikipedia.de, www.buschfunk.com, eigene Erinnerungen

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