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Florian Russi

St. Valentin und die Liebenden

Viele vermuten hinter dem Valentinstag eine Erfindung der Neuzeit, um das Geschäft der Floristen anzukurbeln. Nur die wenigsten wissen, wer sich hinter dem Namensgeber St. Valentin verbirgt.
Florian Russi geht in dieser Broschüre der Sage um den Tag der Liebenden auf den Grund. Er stößt auf die tragische Liebesgeschichte und einen Mönch mit grünem Daumen.

Von einem bösen Herrn in Groß-Särchen

Karl Haupt

In Groß-Särchen bei Hoyerswerda war einst ein gar böser Herr. Derselbe hat den dort vorbeifließenden Bach (um ihm eine andere Richtung zu geben) umgeackert; da er aber den davor gespannten polnischen Ochsen nicht gehörig bändigen konnte, so hat der Bach einen ganz krummen Lauf bekommen, den er noch heute hat. Derselbe Herr fuhr oft in wunderbar kurzer Zeit nach Dresden. Immer lenkte er selbst die Pferde und befahl dem Kutscher, sich hinten in dem Wagen schlafen zu legen. Einmal aber wachte der Kutscher auf und, als er sich umsah, nahm er wahr, daß die Reise nicht auf der Erde fort, sondern durch die Luft ging. Im ersten Schreck schrie er laut und wollte aufstehen, sein Herr bedrohte ihn aber sehr und befahl ihm, sich ruhig wieder niederzulegen; sie könnten sonst Beide sehr unglücklich sein. Ueber dem Gespräch waren sie auch wirklich schon in Gefahr gekommen, denn die Pferde, auf die der Herr nicht Acht gegeben, hatten sich nicht hoch genug halten können und der Wagen war an die Spitze des Kamenzer Thurmes angefahren, welche noch bis auf den heutigen Tag davon krumm gebogen ist.

Dieser Herr hat auch bisweilen schwarzen Hafer in den Kacheltopf gethan und dazu einige Worte gesprochen. Darauf sind gleich Soldaten, anfangs nicht größer als Haferkörner, hervorgekommen; zusehends aber sind sie gewachsen und endlich wie andere Menschen geworden, haben sich auch im Schloßhofe aufgestellt und sind hin- und hermarschiert, wie der Herr sie kommandiert hat. Wenn er dann wieder ein Paar Worte gesprochen, so sind sie kleiner und immer kleiner geworden und alle wieder in den Ofentopf hineingegangen und sah man hinein, da war darin nichts als schwarzer Hafer. Einmal behorchte der Großknecht den Herrn und merkte sich die Worte und versuchte das Kunststück auch, als der Herr eben auf dem Felde war. Es gelang ihm auch richtig; wie er aber die Soldaten wieder in den Kacheltopf bringen wollte, wußte er das Wort nicht und sie fielen alle über ihn her und schlugen auf in los, und er gerieth in große Todesgefahr. Der Lärm, den sie machten, war so groß, daß der Herr ihn auf dem Felde hörte. Der kam schnell herzu gelaufen, befreite den vorwitzigen Großknecht, kommandierte das wilde Heer in den Ofentopf hinein und machte es wieder zu Haferkörnern.

Anmerk. In der niederländischen Sage (Wolf No. 184) ist es der Teufel, welcher ein neues Flußbett pflügt.

Quelle: Google Books. Aus: Haupt, Karl: Sagenbuch der Lausitz. Gekrönte Preisschrift von Karl Haupt. Erster Theil: Das Geisterreich. Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann, 1862, No. 219, S. 184-185.

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