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Krabat

Florian Russi | Andreas Werner

Krabat ist die bekannteste Sagenfigur aus der Oberlausitz. Das Müllerhandwerk und das Zaubern hatte er vom "schwarzen Müller" erlernt, von dem man gemunkelte, dass er mit dem Teufel im Pakt stand. Irgendwann musste es zum Machtkampf zwischen Meisetr und Schüler kommen.

Die Hauptwirkungsstätte Krabats war die Mühle in Schwarzkollm, einem Dorf, das heute zu Hoyerswerda gehört. Die Mühle besteht noch und hat nach umfänglicher Restaurierung nichts von ihrer Romantik und Magie verloren. Seit 2012 finden hier die Krabat-Festspiele statt.

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Krabat

Krabat

Anna Hein

Heute noch gilt Krabat als Schutzpatron der Landbevölkerung in der Lausitz. Die Gegend um Bautzen, Kamenz und Hoyerswerda nennt sich „Krabat-Region" und feiert jeden Sommer den Volkshelden mit einem „Krabatfest".

Historisch geht die Sagengestalt wohl auf den Reiterobristen Johannes Schadowitz (geboren 1624) zurück. Der Kroate machte sich 1691 auf dem Feldzug des Kurfürsten Johann Georg III gegen die Türken besonders verdient und bekam das Gut Groß-Särchen geschenkt. 1704 starb er und wurde in Wittichenau begraben. Die Gedenktafel ist heute noch in der katholischen Kirche zu sehen.

Bis ins 20. Jahrhundert wurden die Überlieferungen schriftlich aufgezeichnet und verarbeitet. Der Sagenstoff fand weiterhin in einigen Romanen, Filmen und Theaterstücken bis ins 21. Jahrhundert seine Umgestaltung. Die wohl bekannteste Adaption ist der Jugendroman „Krabat" (1971) von Ottfried Preußler, mit Illustrationen von Herbert Holzing, der in über 20 Sprachen übersetzt ist und zahlreiche Auszeichnungen erhielt. Der Roman diente auch als Vorlage für die letzte, gleichnamige filmische Umsetzung 2008, unter der Regie von Marcus Kreuzpaintner.

Die Überlieferungen des „sorbischen Faust" Krabat finden ihre erste schriftliche Fixierung 1837 bei Joachim Leopold Haupt in der Sage „Von einem bösen Herrn in Groß-Särchen". Es wird erzählt, wie ein Zauberer vom Gut Groß-Särchen bei Hoyerswerda einen krummen Bachlauf erzeugte, weil ihm die Ochsen beim Versuch, einen Bach umzupflügen, durchgegangen waren, und dass der Kirchturm von Kamenz deshalb krumm ist, da der Herr beim Flug mit seiner Kutsche nach Dresden am Kirchturm hängen geblieben war. Die Erzählungen erfüllen also einen ätiologischen Zweck. (ätiologische Sage: Erklärungssage: Unerklärliches wird gedeutet; Erscheinungen, Bräuche, Ortsnamen etc. werden erklärt)

Im weiteren Verlauf der Sagenaufzeichnungen wird zusätzlich die Jugend Krabats erzählt und der böse Herr wird zu einem der Landbevölkerung wohlgesinnten und guten Zauberer. So wird berichtet, dass er seine Zauberkünste entweder in der Schwarzen Schule in Leipzig oder bei einem Müller in Schwarzkollm erlangt hat. Beim Meister auf der Mühle sind noch weitere Müllerburschen beschäftigt, die mit Hilfe eines Zauberbuches in die schwarzen Künste eingeweiht werden. Sie können sich in allerlei Tiere und Gegenstände verwandeln. Krabat wird dem Müller überlegen (in manchen Fassungen von den Mitgesellen an den Meister verraten) und muss fliehen; ein weiterer Ausweg ist die Liebe einer Mutter - in wenigen Fällen auch die eines jungen Mädchens - indem sie ihn unter den in Rabengestalt verwandelten Schülern herausfindet. In einem letzten Duell kann Krabat dann schließlich den Meister ganz besiegen und bemächtigt sich auch des Zauberbuches.

Weiter wird in den Erzählungen vom guten Zauberer berichtet, wie er den Kurfürsten Friedrich August I von Sachsen vor den Türken und einem Giftmordanschlag aus den eigenen Reihen gerettet haben soll, wie er den König mit Zaubertricks am Hof belustigt, aus Haferkörnern Soldaten zaubert, der Landbevölkerung hilft, indem er karge Böden fruchtbar macht und Sümpfe zum Torfstechen trocken legt. Auch soll er auf einer Reise durch die Luft in Konstantinopel auf den Sultan getroffen sein, der Krabats Künste zum Schaden anderer einsetzen will. Damit ist dieser nicht einverstanden und fliegt eilig wieder nach Hause. Als Krabat schließlich merkt, dass seine Zeit gekommen ist, lässt er sein Zauberbuch vernichten und steigt, nachdem er gestorben ist, als weißer Schwan oder als weiße Taube in den Himmel auf.

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Fotos: Florian Russi

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